Hallo!
Kann sich hier jemand noch daran erinnern, wie erbittert in diesem Land
vor nicht allzu langer Zeit über den Einsatz von Ganzkörperscannern
gestritten worden ist? Beinahe das ganze Land hat diskutiert, ob der
Einsatz von derart riesigen Durchleuchtungsgeräten zur
Terrorismusbekämpfung an deutschen Flughäfen ethisch zu rechtfertigen
ist. Von elektronischer Massenentkleidung oder Striptease für die
Sicherheit war da die Rede. Datenschützer und Bürgerrechtler haben
protestiert. Als die ersten sogenannten Nacktscanner auf dem Flughafen
Hamburg am lebenden Passagier getestet worden sind, gab es
Demonstrationen und der seinerzeitige Bundesinnenminister Thomas de
Maizière tat sich schwer mit seiner Argumentation, dass es doch gar
keine nackten Menschen zu sehen gibt auf den Bildern, die die
Strahlenkameras aufnehmen, dass das doch nur Strichmännchen seien.
Der
Minister stellte sich sogar selbst in den Scanner und ließ sich
durchstrahlen, was damals viele an den früheren bayerischen
Umweltminister Alfred Dick (CSU) erinnerte, der einst demonstrativ
atomar verstrahlte Molke verzehrt hat, um der Welt zu zeigen: Alles halb
so schlimm! Doch de Maizières Selbsttest beruhigte die Gemüter
keineswegs. Das Empörungsniveau blieb bis zum Ende des Testbetriebs
stabil auf hohem Niveau. Die Nacktscanner wurden zum Sinnbild für die
Überwachungsfantasien der deutschen Sicherheitspolitiker. Sie wurden von
der katholischen Bischofskonferenz verteufelt, ein großer Teil des
liberalen Bürgertums fand die Vorstellung, sich am Flughafen einem
Sicherheitsmitarbeiter nackt präsentieren zu müssen, zumindest ekelig,
die digitalen Bürgerrechtler zogen sich gar aus, um gegen die Geräte zu
demonstrieren, und argumentieren wie die Linken gegen die Allmacht eines
autoritären Staates, die sich im Einsatz von Nacktscannern
manifestiere.
Wie leise ist es im Vergleich dazu
in diesen Tagen, in denen die Deutsche Fußballliga zusammen mit dem DFB
ein Sicherheitskonzept vorgelegt hat, das das Aufstellen von Containern
vorsieht, in denen Fans nackt kontrolliert werden sollen. Damit keiner
mehr auch nur ein Gramm pyrotechnisches Material ins Stadion schmuggeln
kann, wollen die Sicherheitsapologeten in den deutschen Fußballverbänden
den Stadionbesuchern buchstäblich in den After schauen. Das soll ohne
jede richterliche Anordnung gemacht werden, einfach so, ohne konkreten
Verdacht. Wie harmlos muss den Fans dagegen ein Nacktscanner vorkommen.
Ausziehen! Könnte ja sein, dass jemand etwas Böses in der Unterhose hat,
das er ins Stadion schmuggeln will.
Der Aufschrei
des aufgeklärten Bürgertums über derartig massive Eingriffe in die
Persönlichkeitsrechte von Menschen bleibt aus. Eine Frage drängt sich
auf: Werden die Fans in den Kurven von der Mehrheitsgesellschaft schon
gar nicht mehr als Menschen wahrgenommen? Der unschuldige Bürger im
Nacktscanner am Flughafen ist ein gesellschaftlicher Aufreger gewesen.
Der unschuldige Kurvenfan, der unschuldige Ultra gar scheint dagegen ein
denkerisches Unding zu sein. Er steht längst ganz weit außerhalb der
Gesellschaft. Und wer da steht, der scheint es schwer zu haben, wenn es
um die Verteidigung seiner Bürgerrechte geht. Dass sich die katholischen
Bischöfe in der Causa noch nicht zu Wort gemeldet haben, sei's drum!
Aber wo ist der prominente Grüne, Linke, Sozialdemokrat oder Pirat, wo
sind die moderaten Innenpolitikerinnen in diesem Land? Wo ist die
rechtliche und moralische Grundsatzdebatte? Hallo! Kann sich hier mal
jemand aufregen, bitte!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen