Dieser Text von mir stand am Samstag in der taz. Da habe ich angekündigt, dass ich den DFB nach der Wahl von Wolfgang Niersbach weiter kritisch begleiten werde. Das soll nun regelmäßig an dieser Stelle geschehen. Für Anregungen bin ich dankbar und freue mich über alle, die sich daran beteiligen wollen, den DFB unter die Lupe zu nehmen.
Aus. Es ist vorbei.
Wolfgang Niersbach ist der neue Präsident des Deutschen Fußball-Bundes.
Herzlichen Glückwunsch an den Sieger! Als solcher stand er schon vor
der sogenannten Abstimmung im DFB-Bundestag fest. Meine Kandidatur war
gescheitert, bevor die sogenannten Delegierten gefragt wurden, wer der
neue DFB-Boss werden soll. Ich wurde von keinem der Landesverbände, von
keinem Regionalverband, so wie es die Satzung vorschreibt, nominiert.
Über mich konnte nicht abgestimmt werden.
Von einer Niederlage möchte ich aus diesem Grund nicht
sprechen. Verloren habe nicht ich, verloren hat einmal mehr der
organisierte Fußball in Deutschland. Mit meinen Ansinnen, DFB-Präsident
zu werden, wollte ich den Machern im Verband auch die Chance geben,
über dessen Verfasstheit nachzudenken. Doch eine Diskussion über eine
mögliche Demokratisierung des Verbandes hat auf der Versammlung vom
Freitag, die sich den Namen Bundestag gegeben hat, nicht stattgefunden.
Es war ein trauriger Tag für den deutschen Sport.
Der DFB hat sich einmal mehr präsentiert wie eine
Operettendiktatur. Statt Fantasieuniformen für die Führungsriege gab es
sogar einen echten Orden. Bundesinnen- und Sportminister Hans-Peter
Friedrich zeichnete den zurückgetretenen Alt-DFB-Chef Theo Zwanziger
mit höchsten bundesrepublikanischen Würden aus. Die Politik, die für
demokratische Werte stehen sollte, nutzte das Frankfurter
Scheinparlament als Gutelauneforum, um ihre Nähe zum deutschen
Nationalsport zu demonstrieren.
Ehemalige Edelkicker, auch der Bundestrainer strahlten in
die Kameras und klatschten dem neuen Chef freundlich zu, ehe sie
unmittelbar nach der Veranstaltung wieder in irgendwelche Flugzeuge
stiegen und nach Hause flogen. Wie praktisch, dass der Bundestag in
einer Nobelabsteige direkt am Rande des Flugfeldes am Frankfurter
Großflughafen stattgefunden hat (Postanschrift: Unterschweinstiege 16).
Zeit für Gespräche über den deutschen Fußball war nicht vorgesehen.
Eine kurze Pressekonferenz - und tschüs!
War's das jetzt? Klar, meine Wahlkampagne ist zu Ende. Was
aber nicht aufhören darf, ist die kritische Beobachtung des Verbandes.
Die werde ich mit journalistischen Mitteln weiterführen. Die Foren auf
Facebook und Twitter, mit denen ich für mich als DFB-Präsidenten
geworben habe, sollen weitergenutzt werden und als DFB Watch ein
Service für all diejenigen sein, die sich über den Verband informieren
wollen. Themen aus dem Inneren des DFB, auch solche, die den
Amateurfußball betreffen, Diskussionen, die es vielleicht nicht in die
aktuelle Sportberichterstattung schaffen, sollen dort ihren Platz
haben. Aber auch die Debatten, die vor einer großen Öffentlichkeit
verhandelt werden, der Umgang mit den Fans etwa oder die
Durchkommerzialisierung des Fußballs, sollen auf DFB Watch
weitergeführt werden. Alle, die Lust haben, sich an Diskussionen über
den Megaverband zu beteiligen, sind aufgerufen, dies auf via DFB Watch
zu tun.
Mir geht es nicht darum, Wolfgang Niersbach so lange vor
mir herzutreiben, bis ich seinen Skalp präsentieren kann. Auch wenn ich
froh bin, nicht sein Freund zu sein - er ist nicht mein Feind. Der
Wahlkampf ist vorbei. Ich kehre zurück an meinen
Redaktionsschreibtisch. Der Sieger muss sich nun beobachten lassen -
auch von mir. Sein Schaffen zu beschreiben, zu analysieren und - wo es
angebracht ist - zu kritisieren wird Teil meiner Arbeit sein. Packen
wir's an!
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